Donnerstag, 18. März 2010
Religionsfreiheit ein Menschenrecht!
beim Podium „Wenn Glaube stört – Was ist religiöse Diskriminierung?“
3. Februar 2010, 20 Uhr, Haus am Dom
Guten Abend und herzlich willkommen zum heutigen Abend.
Mein Name ist Athenagoras Ziliaskopoulos und als Vorsitzender des Rates der Religionen Frankfurt möchte ich Sie herzlich zur ersten, vom Rat mit veranstalteten Podiumsdiskussion begrüßen.
Unser Thema heißt:
Wenn Glaube stört – was ist religiöse Diskriminierung?
Mit dieser Überschrift haben wir uns eines ebenso komplexen wie auch aktuellen Themas angenommen und zugleich vorgenommen, einen differenzierten und konstruktiven Beitrag zur Debatte zu leisten.
Der Rat der Religionen Frankfurt hat sich am 1.4.2009 gegründet und besteht zurzeit aus 23 Mitgliedern aus 9 Religionsgemeinschaften.
Der Rat fühlt sich naturgemäß der im Grundgesetz verankerten Religionsfreiheit besonders verpflichtet – dies beinhaltet u.a. bekanntermaßen das Recht, die jeweils eigene Religion frei auszuüben, wie auch das Recht, keine Religion zu haben.
Auch daher ist uns der Respekt und der Dialog mit nicht-religiösen Menschen ein Anliegen.
In bisherigen Stellungnahmen hat der Rat deutlich gemacht, dass er jede Form von Diskriminierung, Fanatismus und Gewalt ablehnt, insbesondere gegen eine Religion, aber auch im Namen einer Religion.
Er (der Rat) ist sich bewusst und in Sorge darüber, dass in zahlreichen Ländern das Recht auf freie Ausübung der Religion eingeschränkt oder gar nicht vorhanden ist, mancherorts so weit, dass Menschen um ihr Leben fürchten müssen. Die Diskriminierung und gewaltsamen Ausschreitungen gegenüber Christen in Ägypten oder im Irak, gegenüber den Bahai und anderen religiösen Minderheiten im Iran, oder gegenüber Muslimen und Christen in China sind nur einige wenige, aktuelle Beispiele in einer langen Liste von Gewalt im Namen von Religion gegen andere Religionen oder gegen Religion und Religionen im Allgemeinen.
In Deutschland hat der anti-islamisch motivierte Mord an der Muslima Marwa El-Sherbini in Dresden national wie auch international Aufsehen erregt. Islamfeindlichkeit ist laut Umfragen ein wachsendes Phänomen in unserem Land.
Antisemitismus, oft in Verbindung mit dem Nahostkonflikt, zeigt bei uns immer wieder neu sein hässliches Gesicht. Die Rundumüberwachung auch der Frankfurter Westendsynagoge durch die Polizei ist dafür trauriges Zeugnis.
Aber auch andere religiöse Minderheiten sind von Vorurteilen und Diskriminierung bei uns betroffen – darüber mehr zu erfahren, ist ein Anliegen des Abends.
Dort wo es im Rahmen seiner Möglichkeiten liegt, wird sich der Rat der Religionen Frankfurt für Religionsfreiheit, gegenseitigen Respekt und Akzeptanz einsetzen. Gemeinsam wollen wir daher heute Abend auch überlegen, was wir hier vor Ort gegen Vorurteile und Diskriminierung tun können.
Für entsprechende konstruktive Anregungen und Diskussionsbeiträge ist der Rat der Religionen immer offen.
Gleichzeitig möchte der Rat hier und heute alle Verantwortlichen dazu aufrufen, die politischen Einfluss insbesondere auf internationaler Ebene haben, diesen Einfluss im Blick auf dieses wichtige Menschenrecht geltend zu machen und damit seiner weltweiten Durchsetzung zu verhelfen!
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen spannenden und lehrreichen Abend, der einem wesentlichen Anliegen des Rates dienen möge: dem Einsatz für ein friedliches und gerechtes Miteinander in dieser Stadt und darüber hinaus.
Vielen Dank.
Mittwoch, 17. März 2010
Neue Seite der Orthodoxen Prophet Elias Kirche Frankfurt
Dienstag, 9. Februar 2010
Christen bewegen Frankfurt/Einladung
die meisten von Ihnen haben wahrscheinlich den öffentlichen Prozess wahrgenommen, den die Stadt Frankfurt angestoßen hat, um ihren „Entwurf eines neuen Integrations- und Diversitätskonzepts“ für Frankfurt zu diskutieren. Dieses Konzept reflektiert Formen des Miteinanders in unserer Stadt. Das Thema Vielfalt berührt auch uns, als christliche Kirchen und Gemeinden in Frankfurt, mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen, und unsere Mitglieder, seien sie zugewandert oder hier geboren. Wir möchten Sie daher einladen zu einer Veranstaltung „Christen bewegen Frankfurt“ im Haus am Dom, am 10. Februar um 19.00 Uhr (Näheres entnehmen Sie bitte dem anhängenden Einladungsblatt).
Diskutieren Sie mit der Integrationsdezernentin der Stadt Frankfurt, Frau Eskandarin-Grünberg, den Vertretern und Vertreterinnen unserer Mitgliedskirchen sowie de muttersprachlichen Gemeinden Frankfurts und der Mitglieder des Internationalen Konvents.
Wir freuen uns auf einen lebendigen Austausch mit Ihnen
Ihre Ursula Schoen und Pfr. Athenagoras Ziliaskopoulos im Namen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Frankfurt
Κηδείες!
Σήμερα ταξίδεψα 80 χιλιόμετρα μακριά για μια κηδεία. Η αποθανούσα, ελληνίδα, ήταν παντρεμένη 52 χρόνια με Γερμανό. Δυστυχώς άτεκνοι. Ζούσαν πολύ αρμονικά σε ένα μικρό χωριό, που τρόμαξα να το βρώ. Ζήτησε πριν πεθάνει έλληνα παπά στην κηδεία της. Νάμαι λοιπόν, περιτρυγυρισμένος από πλήθος στεφάνων με πολύ συγκινητικές αφιερώσεις και περίπου 60 συγγενών και φίλων. Είμια ο μόνος έλληνας. Κατά επιθυμία της αποθανούσης ψάλλω την ακολουθία στα ελληνικά, λέω και δυο λόγια στα γερμανικά κι αρχίζω το Δεύτε τελευταίον ασπασμόν. Ποιός όμως να πλησιάσει και να ασπαστεί ένα νεκρό! Με κοιτούσαν όλοι αν εξωγήϊνο. Παρότρυνα το χήρο τουλάχιστον να ασπαστεί την αποθανούσα αλλά ματαίως. Όχι, δε το επιθυμώ αυτό, ήταν η απάντηση που πήρα. Φτάσαμε στον τάφο και παρατήρησα ότι όλοι κράτησαν απόσταση ασφαλείας από τον τάφο, τον εξωγήϊνο παπά και τον ΘΑΝΑΤΟ! Στο τέλος κάποιοι με ευχαρίστησαν για τον κόπο μου, χωρίς χειραψία φυσικά! Παγωμάρα πλήρης!
Αύριο πάλι κηδεία, αλλά στο Ναό μας, παρόλο που είναι γιαπί.Οικογένεια ελληνική. Θα τα ψάλλουμε όλα κανονικά, χωρίς το φόβο του χρόνου, θα τηρήσουμε όλα τα έθιμα μας, με κερί και με λιβάνι, με κόλυβο και μοιρολόϊ. Ο αποθανών γνωστός στην παροικία, με τρία παιδιά και πολλούς φίλους. Πριν πεθάνει εξομολογήθηκε, κοινώνησε, του κάναμε ευχέλαιο. Μόλις ξεψύχησε τον πλύναμε με αγιασμό και κρασί, τον αλείψαμε με λάδι και αρώματα, τον ντύσαμε, τον σκεπάσαμε και με το σάβανο μαζί με τους γιούς του, διαβάσαμε ψαλμούς, τον ψάλαμε, τον μοιρολογήσαμε έτσι που μόνο η αρχέγονη ελληνική παραδοση μας το γνωρίζει. Ούτε ίχνος φόβου, αηδίας, αλλοτρίωσης. Μια ζεστασιά, μια γλυκύτητα, ένα φώς!
Ο Θεός να τους αναπαύει!
Donnerstag, 14. Mai 2009
Politische Informationen zum Osmanischen Reich:
Innenpolitik (in Verbindung zur Religion)
Einführung
Vielen dürfte neu sein, dass es sich beim Osmanischen Reich – nach damaligen Maßstäben - bereits um einen Rechtsstaat gehandelt hat. Das heißt, dass es eine feste gesetzliche Ordnung gab, der sich alle Osmanen inklusive dem Sultan selbst dieser Ordnung zu unterwerfen hatten.
Die Grundlage hierfür war das Religionsgesetz, welches die von Mohammed prophezeiten Regeln um Glauben an den einen Gott Allah beinhaltet. Darunter fielen, um es in den den Christen geläufigen Worten zu sagen, Todsünden oder die 10 Gebote, die im Osmanischen Reich Teil der Rechtssprechung waren. Rechtsprobleme, für die es im Religionsgesetz keine Bestimmung gab, wurden durch die vom Sultan erlassenen „weltlichen Gesetze“ geregelt. Rechtsprobleme, die auch in diesem Werk keine Bestimmung fanden, wurden nach dem örtlichen Gewohnheitsrecht verurteilt und bestraft. Auch wurden Ad-hoc-Entscheidungen gemieden.
Des Weiteren gab es innerhalb des Staatssystems auch Regelungen, die dem moderneren Begriff „wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen“ nahe kommen. Dies umfasst z.B. ein genau geregeltes Abgabesystem (heutige Steuern) oder eine gesetzlich festgelegte obere Preisgrenze für alle Hauptversorgungsgüter, was den Fortschritt geradezu herauskristallisiert.
Auch gab es für alle Untertanen (unabhängig von Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit) ein Beschwerderecht, um vor Peinigern oder Übergriffen aus höheren Schichten zu schützen. Solche Beschwerden wurden unmittelbar beim „Großherrlichen Diwan“ vorgetragen, welcher harte Bestrafungen darauf aussetze.
An der Spitze des Staates stand der Sultan, von Europäern „Großherr“ genannt. Er regierte despotisch über das Volk (wobei dieses Wort nicht negativ gesehen werden sollte) und hatte mehr Macht über es, als die absolutistischen Herrscher in Europa, da ihm das gesamte Land auch selbst gehörte.
Er allein entschied nach Maßgabe der Rechtsordnung über Leben und Tod oder über Krieg und Frieden. Auch die höchsten Machtpositionen besetze er nach eigenem Ermessen und widerrief sie auf dieselbe Weise. Bei der Besetzung dieser Stellen achtete er nicht auf Herkunft, Familie, Adelsstand, Reichtum oder Religionszugehörigkeit, sondern wählte seine Männer nach dem Leistungsprinzip aus, wodurch er sich Ärger mit dem Adel ersparte und alle Stellen am gewinnbringensten besetzt waren. Diese Art der Auswahl überraschte und erstaunte europäische Besucher und Gesandte sehr stark, da ihnen dieses Prinzip aus der absolutistischen Staatsform der sie selbst entstammten absolut unbekannt war. So bemerkte z.B. der habsburgische Gesandte um 1550 eben diesen Umstand und äußerte sich dazu:
„Geburt unterscheidet hier keinen von den anderen, Ehre wird jedem nach dem Maße seinen Standes und Amtes erwiesen; da gibt es keinen Rangstreit, die Stelle, die man versieht, gibt jedem seinen Rang. Ämter aber und Stellen verteilt der Sultan selbst. Dabei achtet er nicht auf Reichtum, nicht auf den nebenhaften Adel, nicht auf jemandes Ansehen oder auf das Urteil der Menge: sondern die Verdiente zieht er in Betracht, Sitten, Begabung und Eignung sieht er an; nach seiner Tugend wird jeder ausgezeichnet.“
Wie bereits erwähnt unterlag der Sultan bei diesen Entscheidungen keinen anderen Institutionen, sondern war „nur“ an das Religionsgesetz gebunden.
(Quelle: Matuz, Josef: Das Osmanische Reich)
Das Millet
Im Laufe seines 600jährigen Bestehens in Südosteuropa und Nahen Osten entwickelte sich das Osmanische Reich zu einem multikonfessionellen Gemeinwesen. Dabei war für den rechtlichen Status und die politische Identitätsfindung der Untertanen die Zugehörigkeit zu einer anerkannten und autonomen Religionsgemeinschaft (Millet-System) ausschlaggebend.
Wie Milletsystem nach Ansicht der akademischen Gelehrten definiert wird, ist von hoher Wichtigkeit, um die Welt des Osmanen-Reiches zu betreten und zu versuchen, seine gesellschaftlichen Strukturen zu verstehen. Es soll gemerkt werden, dass das Wort Millet vom arabischen Wort millah kommt, und als „Religion“ übersetzt wird, ein allgemeiner Ausdruck verwendet für eine Vielzahl der Religion im Gegensatz zu din, der wahren Religion des Islam.
Es wird auf den heiligen Koran (Sure 9: 16) bezogen, auf einer vor-Islamischen Gemeinschaft, millat Ibrahim „die Gemeinschaft von Abraham“, obgleich der mittelalterliche Verbrauch sich auf Juden, Christen oder Moslems beziehen kann. Im Osmanen-Reich wird anfangs, je nach Religionszugehörigkeit zum Armenischen, jüdischen und griechischen Millet unterschieden. Das griechische Millet oder Millet-I Rum oder das orthodoxe Millet umschloss Serben, Rumänen, Bulgaren, Vlachen, orthodoxe Albaner und Araber und selbstverständlich Griechen. Natürlich sprachen die Griechen in der Mehrzahl griechisch, doch in den Quellen werden oft, sogar vor dem Fall Konstantinopels 1453, türkisch oder altaisch sprechende Griechen erwähnt, besonders in den Regionen Kayseri (Karamanen) und Thrakien (Gagauz). Erstaunlicherweise benutzten diese Turkophone Gruppen das griechische, und nicht das arabische Alphabet für ihre türkischen Dialekte. Eine Zahl von Griechen in den Regionen Topkapi, Nicäa und Chalkedon sprachen armenisch. Auf der anderen Seite gab es Grecophone Türken. Der osmanische Staat gewährte den Nichtmuslimen in religiösen, rechtlichen, administrativen und erzieherischen Angelegenheiten unter ihrer Führung das Recht der Selbstbestimmung.
Bibliographie
• Alexis Alexandris, The Greek Minority of Istanbul and the Turkish-Greek relations 1918-1974, ed.Centre for Asia Minor Studies, 1992
• Braude Benjamin, Lewis Bernard, Christians and Jews in the Ottoman Empire, The functioning of a plural society, Volume 1, The Central Lands, Holmes & Meier publishers, INC. New York, London 1982
• Elcim Macar, Cumhuriyet Donaminde Istanbul Rum Patrihanesi, Iletisim Yayinlari 2003
• Αλέξης Αλεξανδρής, Θάνος Βερέμης, Πάνος Καζάκος, Βαγγέλης Κουφουδάκης, Χρήστος Λ.Ροζάκης, Γιώργος Τσιτσόπουλος, Οι ελληνοτουρκικές σχέσεις 1923-1987, εκδ.Γνώση.
• Παρασκευας Κονορτας, Οθωμανικες Θεωρησεις για το Οικουμενικο Πατριαρχειο 17ος-αρχες 20ου αιωνα. εκδ. Αλεξανδρεια. Αθηνα 1998
Die Aufgabe der Kirche
Das ökumenische Patriarchat durch die heilige Synode und der höheren Hierarchie, übte nicht nur die Leitung der Kirche im gesamten Reich aus, sondern war zuständig für das Griechen-Millet. Kleriker hatten das Recht zivile Territorialgerichte zu berufen. Die Wahl des Patriarchen wurde vom Sultan bestätigt (Sultans Berat) und der Patriarch versprach Loyalität Seiner selbst und seines Millet gegenüber dem Staat. Er sammelte die Kopfsteuer für den Staat und gewährte für den Frieden des Millet. Für jede Unruhe wurde zuerst der Patriarch verantwortlich gemacht. Alle Ortsbeiräte der Gemeinden des Rum Millet mussten Ihre Angelegenheiten durch den Patriarchen an die Regierung bringen.
Die Existenz einer Gemeinde im Rum Millet setzte das Bestehen eines kirchlichen Baus voraus. Dieser, für die Ausübung der religiösen Pflichten bestimmt, war ein Zeichen des Willens einer Volksgruppe einer christlichen Religion anzugehören. Ohne Kirche oder Priester war eine Kommune verpflichtet, entweder zum Islam überzutreten oder umzusiedeln.
Andererseits wurden alle kirchlichen Ämter nur in Volksabstimmung Besetzt.
Das Patriarchat war, außerdem, mit der Erziehung der Gläubigen beauftragt. Da es im Reich keinerlei staatlich organisierter Erziehungssysteme gab, war es Auftrag der Millet diese Lücke zu füllen. Der romantische Begriff „Geheime Schule“ deutet auf das schulische System im Rum Millet. Dieses wurde von der Kirche in Kooperation mit den Ortsbeiräten organisiert. Kirche war parallel auch Schule und Pfarrer war Lehrer. Bildungszentren gab es in den Klöstern und natürlich wurde an erster Stelle religiöse-kirchliche Erziehung erzielt. Dabei lernten die Schüler Lesen, Schreiben, Rechnen und Naturkunde. In den höheren Stufen lernte man neben Kirchenvätern, klassische altgriechische Literatur und Philosophie. Neben kirchlichen Büchern gab es kleine Schulbücher, meistens im Westen gedruckt. Hierbei muss gemerkt werden, dass das Griechische, als offizielle Sprache des Rum Millet, eine der anerkannten Amtssprachen im Reich war.
Die Kirche, garantierte also einerseits, als wichtiger Faktor des Staatsmechanismus gesellschaftlichen Frieden und andererseits das Aufrechterhalten des Glaubens, der Kultur und der Sprache.
Die Kirche, fern von anderen schönen Geschichten, konnte sich nie vorstellen griechische Nationalpropaganda zu betreiben. Nicht nur weil Phyletismus kirchlichen Kanones widerspricht, sondern weil die Idee der Nation, eine bürgerliche Idee, in den vor-bürgerlichen Kommunen des Ostens bis Ende des 18. Jh. unbekannt war. So konnte das Patriarchat weder für die griechische Nation, noch für eine andere Ethnie sein.
Erst Ende des 18.Jh, im Zuge der Aufklärung, wurde die Idee der Nation unter den einzelnen ethnischen Gruppen des Rum Millet verbreitet. Letztendlich kam es zu Unabhängigkeitskriege und Bildung nationaler Staaten im Gebiet des Reiches. Kleriker waren einige der ersten, die solche Unabhängigkeitsbestrebungen unterstützten oder sogar aktiv beteiligt waren. Offiziell konnte das Patriarchat keinerlei Stellung nehmen, doch im Geheimen befürwortete es jede Freiheitsbewegung.
Die Organisation und Interaktion der Nichtmuslime im Osmanischen Reich
Die nichtmuslimischen Gemeinschaften scheinen von ihrem Status bis zum 19. Jh zufrieden gewesen zu sein. Denn in der klassischen osmanischen Epoche waren sie nicht zu einer Auswanderung oder zum Aufstand gegenüber der Regierung tendiert. Die Menschen in den eroberten Gebieten konnten ihr religiöses und kulturelles Leben fortführen. Die osmanische Regierung hat in den eroberten Gebieten eine Politik der „geographischen Integration“ betrieben, um die Macht des Staates zu sichern.
Das Verhältnis des Osmanischen Reiches zu den Nichtmuslimen verschlechterte sich gegen Ende des18. Jahrhundert. Die Einschränkungen der osmanischen Regierung, wie besondere Bekleidungsvorschriften, Verbot des Reitens und der Benutzung des Bürgersteigs, etc. hatten deren Loyalität gegenüber dem Staat geschwächt (6).
Proportional gesehen bildeten die Türken, die in der Verwaltung dominant waren, eindrittel der Gesamtbevölkerung. Zwei- drittel der Bevölkerung bestand aus Griechen, Armeniern, Juden, Rumänen, Slawen, Albanern und Arabern. Nach Religions- zugehörigkeit bildeten die Muslime die Mehrheit der osmanischen Gesellschaft. Das Verhältnis zwischen dem Staat und den Religionsgemeinschaften kann nicht mit "Toleranz" gegenüber Andersgläubigen im modernen Sinne, sondern lediglich mit Duldung und Protektion der nichtmuslimischen Gemeinden seitens des Staates erklärt werden. Insbesondere die Kopfsteuer wurde als eine besonders ungerechte Diskriminierung empfunden. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts nahm die Unzufriedenheit der Nichtmuslime mit ihrer Rechtsstellung zu. Dabei spielten die immer enger werdenden kommerziellen, kulturellen und politischen Beziehungen mit dem christlichen Europa eine wesentliche Rolle. Die Diskussion um das Millet-System erlangte dann im ausgehenden 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt und lieferte Europa ein Instrument, sich in die internen Angelegenheiten des osmanischen Staates einzumischen. Im Bewusstsein dieser Sachlage versuchten die osmanischen Reformer durch entsprechende Modernisierungsschritte dem entgegenzutreten.
Die Reformdekrete von 1839 und 1856, besonders aber die osmanische Verfassung von 1876, bedeuteten in dieser Hinsicht das Ende des Ancien régime. Sie verkündeten feierlich Rechtsgleichheit für alle ohne Rücksicht auf Religionszugehörigkeit. So wurde die berüchtigte Kopfsteuer für Nichtmuslime abgeschafft, das Gerichtswesen weitgehend säkularisiert und sogar dasPrinzip der Verwaltungsgerichtsbarkeit eingeführt. Im Gegenzug sollten die Nichtmuslime auf ihre althergebrachte ”privile- gierte” Stellung verzichten. Die nichtmuslimischen Eliten waren keineswegs geneigt, auf die Schulhoheit der Konfessionsge- meinschaften zu verzichten, weil sie als Faktor der Nationsbildung den Minoritäten außerordentlich zugutekam.
Unter diesen Bedingungen tendierte die osmanische Regierung zur Abschaffung der Millet-Verfassung, indem sie versuchte, die alten religiösen und dynastischen Loyalitäten durch ein säkular und territorial ausgerichtetes Konzept der Staatsnation, dem Osmanismus, zu ersetzen (10). Unter dem Zwang der Lage erfuhr die osmanische Modernisierung eine bemerkenswerte Akzentverschiebung in den Beziehungen einerseits zwischen Europa und dem Osmanischen Reich und andererseits zwischen der Zentralbürokratie und den einzelnen Millets. Dies bedeutete jedoch nicht den völligen Abschied vom Osmanismus; die Muslime rückten nun jedoch in den Vordergrund. Demnach wurde das Augenmerk auf die bislang vernachlässigten anatolischen und arabischen Provinzen gerichtet. Gegenüber den christlichen Bevölkerungsgruppen, die für eine Dezentralisierung des Reiches mit entsprechender regionaler Autonomie eintraten und für dieses Ziel sogar bereit waren, die Großmächte zur militärischen Intervention aufzufordern, pochten die Vertreter der osmanischen Reform auf die Respektierung der osmanischen Souveränität. Diese ”Zentralisten” hatten schon im Jahre 1895 ihre politische Linie wie folgt festgelegt: “Wir fordern Reformen, und zwar nicht für diese oder jene Provinz, sondern für das gesamte Reich, und nicht zugunsten einer einzigen Volksgruppe, sondern zugunsten aller Osmanen, seien sie nun Juden, Christen oder Muslime”(11).
Die muslimische Bevölkerung stand den Unabhängigkeitsbemühungen der christlichen Volksgruppen in den Krisenjahren vor dem osmanisch-russischen Krieg von 1877/78 sehr kritisch gegenüber. Sie erlebten tagtäglich, wie die europäischen Staaten unter dem Vorwand, die Lage der christlichen Bevölkerung zu verbessern, sich in den inneren Angelegenheiten des Reiches eingemischt haben. Paradoxerweise kümmerten sich die europäischen Mächte nicht um die Rechte der Menschen in ihren Kolonien (12). Weder England noch Frankreich dachten an die Einführung von Reformen ähnlicher Art für die muslimische Bevölkerung in ihren Herrschaftsgebieten. Unter diesen Umständen besaß die „tiefsinnige“ europäische Sorge um die Gleichberechtigung der osmanischen Christen freilich nicht einmal den Vorteil, verständlich zu sein.
Die wachsende Macht der christlichen Welt einerseits und die radikalen Ideen der Französischen Revolution andererseits lösten im 19. Jahrhundert bei den christlichen Untertanen der muslimischen Staaten eine Welle der Unzufriedenheit aus. Genau zu der Zeit, als bei den Christen die Bereitschaft, die Einschränkungen zu akzeptieren, abnahm, wuchs bei den Mus- limen die Überzeugung, dass sie unbedingt notwendig waren. Solange die muslimischen Reiche die Überlegenheit behielten, waren sie bereit, den ständigen wachsenden starken Einfluss der Minderheiten auf das Wirtschaftleben zu dulden. Doch als sich im 18. und 19. Jahrhundert zunächst wirtschaftlich und dann militärisch eine Machtverschiebung zwischen Islam und Christenheit vollzog, löste die wirtschaftliche Macht einer Minorität bei ihnen Besorgnis und schließlich Hass aus.
Die Geschichte bietet genügend Beispiele, dass eine verhältnismäßig unterentwickelte Wirtschaft durch den kommerziellen Einfluss einer entwickelten Gesellschaft Impulse erhält. Was im Zeitalter der europäischen Expansion auf dem Vorderen Orient eine besondere Aufmerksamkeit genoss, war die Tatsache, dass bei den folgenden wirtschaftlichen Veränderung auf beiden Seiten Fremde als Akteure und Nutznießer fungierten. Diese Fremden waren Europäer, Ausländer und Angehörige religiöser Minderheiten. Sie bildeten die neue Mittelschicht, die auch unter dem Begriff Comprador-Bourgeoisie bezeichnet werden.
Erst zu einem vergleichsweise späten Zeitpunkt konnte ein neues muslimisches Bürgertum eine gewisse soziale und politische Wirkung zeigen. Es hielt sich in Grenzen und hat in vielen Ländern bereits anderen Elementen Platz gemacht. Unter dem Einfluss der westlichen Güter, Institutionen, Ideen und Bildung entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert eine türkisch- muslimische bürokratische Bourgeoisie. Sie bestand neben der christlichen Handelsbourgeoisie, die ihre Stellung im Osmanischen Reich wegen dem Handel mit dem Westen stärken konnte. In dem Nationswerdungsprozess der Türken wurde die christliche Handelsbourgeoisie zurückgedrängt. In diesem Prozess wurden die Armenier in Anatolien deportiert; die große Zahl der Griechen verließ Anatolien nach dem Abkommen über Bevölkerungsaustausch; die Juden wanderten nach Europa oder Jerusalem aus und die christlichen Araber beteiligten sich an den arabischen Nationalbewegungen. Das Osmanische Reich verlor die Eigenschaft eines Vielvölkerreiches und verwandelte sich zu einem homogenen Nationalstaat. Die bürokratische Bourgeoisie hat unter Mustafa Kemal Atatürk schließlich den türkischen Nationalstaat gegründet (14).
Die Ära der Modernisierung vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart hat in mancher Hinsicht die Position der Nichtmuslime erheblich gefestigt und sie in anderer Hinsicht wesentlich verschlechtert. Materiell ging es ihnen sehr gut. Als Christen waren sie aufnahmefähiger für westliche Einflüsse und daher auch eher in der Lage, westliche Bildung mit ihren vielen Vorteilen besser zu nutzen. Die Rolle, die Ausländer und Angehörige von Minderheiten im Finanzwesen spielten, lässt sich an einigen Beispielen verdeutlichen. Ein amtliches Dokument aus dem Jahre 1912 führt in Istanbul vierzig Privatbankiers auf, darunter keinen einzigen türkischen Muslim. Unter denen befinden sich zwölf Griechen, zwölf Armenier, acht Juden und fünf Levantiner oder Europäer.
Da sie ihre verbesserte Stellung weitgehend der europäischen Unterstützung verdankten, verließen sich die Minderheiten in hohem Maße auf europäischen Schutz. Viele erwarben den Status geschützter Personen, sei es durch den Erwerb von einer europäischen Staatsbürgerschaft oder durch Protektion der europäischen Mächte. Zur gleichen Zeit wurde ihre Situation erschwert durch andere Forderung und Bestrebungen: Z. B. nach Unabhängigkeit vom muslimischen Staat, nach Gleichberechtigung innerhalb des muslimischen Staates (15).
Die Gleichberechtigung zwischen Christen und Muslime im spätosmanischen Reich scheiterte deshalb, weil viele Christen sie eigentlich gar nicht wollten. Die Griechen in Kreta kämpften nicht um Gleichberechtigung unter osmanischer Herrschaft, sondern um Autonomie oder Einheit mit Griechenland. Anstelle von Gleichheit wollten auch Serben und Rumänen die nationale Unabhängigkeit. Die anhaltende Einmischung der europäischen Mächte in die osmanischen Angelegenheiten verärgerte die Türken. Die Aufstände der Christen verletzten die Gefühle der Muslime und führten letztendlich dazu, dass viele osmanisch und patriotisch eingestellte Türken als Reaktion dazu Nationalisten und Türken im nationalen Sinne wurden (16).
Schluss
Vom 15. Jahrhundert an bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gewann der Mittlere Osten allein wegen der Auseinandersetzungen zwischen den Osmanen und den europäischen Staaten eine große geohistorische Bedeutung. Für das Osmanische Reich war das Standhalten in seinem eigenen Gebiet ein Existenzgrund. Die westliche Welt bemühte sich hingegen, die potentielle militärische Bedrohung der Osmanen zurückzudrängen.
Der Aufstieg Europas und die Ausweitung westlichen Einflusses brachten für Christen und Juden große Veränderungen mit sich. Die christlichen Mächte kümmerten sich um die Stellung der Christen in den islamischen Staaten und nutzten ihren Einfluss, um für sie eine rechtliche Gleichstellung zu erreichen und wirtschaftliche Privilegien durchzusetzen. Bei diesem Streben waren Christen die beabsichtigten, Juden die zufälligen Nutznießer (17).
Die Religion war für Muslime, Juden und Christen unter islamischer Herrschaft nicht nur Glaube, sondern die wichtigste Grundlage ihrer Identität. Die nationale Identität einzelner Gruppen nahm in der islamischen Welt keineswegs die Bedeutung ein, die sie im politischen und kulturellen Leben Europas inne hatte (18).
Im Lichte obiger Ausführungen lässt sich feststellen, dass bei der Koexistenz der Christen, Juden und Muslime im Osmanischen Reich die Religionszugehörigkeit keineswegs der einzige bestimmende Faktor gewesen ist. Pauschale Erklärungen wie, den Nichtmuslimen sei der Waffendienst aufgrund ihrer Religion verwehrt worden, entbehren einer soliden Grundlage. Denn als der Sultan mit den Reformdekreten 1839 und 1856 die christlichen Untertanen im Militärdienst den Muslimen gleichgestellt hatte, bestanden sie dann auf die Zahlung der Kopfsteuer. Zum besseren Verständnis des Problems ist vielmehr eine genauere Analyse der konfessionellen Verhältnisse unerlässlich. Ob und inwieweit den Nichtmuslimen im Osmanischen Reich Bürgerrechte gewährt wurden, ist recht umstritten. In der politischen Konstellation der Epoche fällt eine normative Beurteilung des osmanischen Millet-Systems positiv aus, auch wenn es nicht mit den Bürgerrechten und Minderheitenrechten des Nationalstaates im modernen Sinne verglichen werden kann.
Anmerkungen und Literaturverzeichnis
1. Zum Aufstieg und Niedergang des Osmanischen Reiches bis zur Entstehung der Türkischen Republik siehe: Josef Matuz, Das Osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1985.
2. Bernard Lewis, Die Juden in der islamischen Welt. Vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, München: Beck, 1987, S. 38, 45, 60.
3. Aufklärung, eine von Bürgertum getragene Bewegung des 17. und 18. Jahrhunderts, die von England, Frankreich und Deutschland ausgehend sich in ganz Europa durchsetzte. Mit der Kritik an Vorurteilen jeglicher Art und der kritischen Durchleuchtung der gesellschaftlichen Selbstverständlichkeiten, vornehmlich solcher aus Religion, der Politik, der Kunst und den Wissenschaften, zielte die Aufklärung auf eine Veränderung der Menschheit und der Gesellschaft. Instrument der Aufklärung ist die Kritik, Freiheit der Meinungsäußerung und Toleranz der anderen Meinungen. In: Lexikon zur Soziologie, hrsg. von W. Fuchs, R. Klima, u.a., Sonderausgabe, Opladen 1988.
4. Henry Blount, A Voyage into the Levant (1636), Amsterdam 1977, 126 S. Der Originaltitel lautet: A Voyage into the Levant. A Breife Relation of a Journey. Lately performed by Master H.B. Gentleman, from England by the way of Venice, into Dalmatia, Sclavonia, Bosnah, Hungary, Macedonia, Thessaly, Thrace, Rhodes and Egypt, unto Gran Cairo: With particular observations concerning the moderne condition of the Turkes, and other people under that Empire. London, 1636.
5. Zu dem Begriff ”Millet” siehe folgende Beiträge: Michael Ursinus, Zur Diskussion um „millet“ im Osmanischen Reich, in: Südost-Forschungen 48 (1989), S. 195-207; Benjamin Braude und Bernard Lewis (Hrsg.), Christians and Jews in the Ottoman Empire. The Functioning of a Plural Society, 2 Bde., New York und London 1982. Zum Verhältnis des islamischen Staates zu anderen Religionen siehe: Irwin Cemil Schick, Osmanlılar, Azınlıklar ve Yahudiler [Osmanen, Minoritäten und Juden], in: Tarih ve Toplum 29 (Mayıs 1986), 34-42. Elizabeth A. Zachariadou, Co-Existence and Religion, in: Archivum Ottomanicum 15 (1997), 119-129. Bat Yeór, The Dhimmi: Jews and Christians under Islam, Cranbury, NJ, 1985. Youssef Courbage and Philippe Fargues, Christians and Jews under Islam, translated by Judy Mabro, London-New York 1997. Karl Binswanger, Untersuchungen zum Status der Nichtmuslime im Osmanischen Reich des 16. Jahrhunderts mit einer Neudefinition des Begriffes "Dhimma", München 1977. Yavuz Ercan, Osmanlı Yönetiminde Gayrimüslimler. Kuruluştan Tanzimat´a kadar Sosyal, Ekonomik ve Hukuki Durumları [Die Nichtmuslime in der osmanischen Verwaltung. Soziale, wirtschaftliche und rechtliche Lage von der Gründung bis zur Tanzimat], Ankara 2001. Paret, Rudi: Toleranz und Intoleranz im Islam, in: Saeculum 21 (1970), 344-65.
6. Bilal Eryılmaz, Osmanlı Devletinde Gayrimüslim Teb´anın Yönetimi [Die Verwaltung der nichtmuslimischen Untertanen im Osmanischen Reich], İstanbul 1990, S. 215-218.
7. Eryılmaz, a.a.O., S. 12, 38, 51.
8. Lewis, Die Juden in der islamischen Welt, S. 106-117.
9. Ebd., S. 119-121.
10. Fikret Adanır, Der Zerfall des Osmanischen Reiches, in: Das Ende der Weltreiche: von den Persern bis zur Sowjetunion, hrsg. von Alexander Demant, München 1997, S. 108-128, hier: S. 122-123.
11. Zitiert in: Ramsaur, Ernest Edmondson Jr., The Young Turks. Prelude to the Revolution of 1908, 2. Aufl., İstanbul 1982, S. 40-41, Anm. 30: ”Meşveret”, Paris, 3. Dezember 1895.
12. Fikret Adanır, Die Makedonische Frage, ihre Entstehung und Entwicklung bis 1908, Wiesbaden 1979, S. 93.
17. Bernard Lewis, Der Untergang des Morgenlandes. Warum die islamische Welt ihre Vormacht verlor, Bonn 2002, S. 99.
18. Bernard Lewis, Stern, Kreuz und Halbmond. 2000 Jahre Geschichte des Nahen Ostens, München, Zürich 1995, S. 302.
ΕΝΟΡΙΑΚΕΣ ΔΡΑΣΤΗΡΙΟΤΗΤΕΣ-GEMEINDELEBEN
ΣΥΝΑΝΤΗΣΕΙΣ ΝΕΟΛΑΙΑΣ
Το μέλλον ανήκει στα Νιάτα. Καλούμε νέες και νέους από 16 έως 40 ετών σε δύο συναντήσεις. Το πρόγραμμα έχει ως εξής:
-Σάββατο 9 Μαΐου. Στις 18.00 Εσπερινός. Στις 19.00 Ομιλία με θέμα «Το γεγονός της Βάπτισης. Ένα έθιμο ή τρόπος ζωής;». Ομιλητής θα είναι ο πατήρ Θεοφάνης Λάππας από το Wetzlar, ένας από τους νεώτερους κληρικούς της Μητρόπολης μας. Θα ακολουθήσει γλέντι στην αυλή της Εκκλησίας μας με μουσική και ελληνικά εδέσματα.
-Σάββατο 6 Ιουνίου. Στις 18.00 Εσπερινός. Στις 19.00 Ομιλία με θέμα «Ο Γάμος. Ένας θεσμός ή μια κοινωνία προσώπων;». Ομιλητής θα είναι ο πατήρ Γεώργιος Μπασιούδης από το Μάνχαϊμ, ένας από τους πιο μορφωμένους κληρικούς της Μητρόπολης μας. Θα ακολουθήσει γλέντι στην αυλή της Εκκλησίας μας με μουσική και ελληνικά εδέσματα.
ΕΝΟΡΙΑΚΕΣ ΣΥΝΑΞΕΙΣ-ΣΥΝΑΝΤΗΣΕΙΣ
Η ενορία μας στα πλαίσια του πνευματικού έργου, διοργανώνει μια σειρά συναντήσεων με διάφορους ομιλητές και θέματα. Οι συναντήσεις θα γίνονται στο ενοριακό κέντρο και φυσικά θα συνοδεύονται από καφέ και γλυκό. Πριν από τις συναντήσεις θα τελείται Εσπερινός ή Παράκληση.
Το πρόγραμμα έχει ως εξής:
-Την Τετάρτη 27 Μαΐου η πρεσβυτέρα κ. Ζηνοβία Πανταζίδου από το Μάνχαϊμ, θα αναπτύξει το θέμα: «Ο ρόλος της γυναίκας στην Ορθόδοξη Εκκλησία». Ώρα : 19.00. Εσπερινός στις 18.00
-Την Τετάρτη 17 Ιουνίου ο πατήρ Γεώργιος Μάνος από το Αμβούργο θα μας μεταφέρει τα βιώματά του από τον μακαριστό Γέροντα Παΐσιο. Ο π. Γεώργιος έχει εκδόσει δύο βιβλία για τη ζωή του Γέροντος Παϊσίου. Το θέμα: «Γνώρισα τον Γέροντα Παΐσιο. Προσωπικές εμπειρίες». Ώρα : 19.00. Παράκληση της Θεοτόκου στις 18.00
ΣΥΝΑΝΤΗΣΕΙΣ ΠΑΙΔΙΩΝ
Κάθε Κυριακή μετά τη Θεία Λειτουργία γίνονται συναντήσεις για παιδιά προσχολικής και σχολικής ηλικίας σε δύο τμήματα. Τα παιδιά μας διδάσκονται με απλό τρόπο την ορθόδοξη πίστη και λατρεία, μαθαίνουν να προσεύχονται και να εκκλησιάζονται.
ΦΡΟΝΤΙΣΤΗΡΙΑΚΑ ΜΑΘΗΜΑΤΑ
Κάθε Παρασκευή στις 17.00, γίνονται φροντιστηριακά μαθήματα για μαθήτριες και μαθητές είτε του ελληνικού είτε του γερμανικού σχολείου. Βοηθάμε τα παιδιά μας στα μαθήματα του σχολείου. Η φοίτηση είναι δωρεάν.
ΚΑΤΗΧΗΣΗ ΕΤΕΡΟΔΟΞΩΝ KATECHESE FÜR TAUFKANDIDATEN
Κάθε Κυριακή μετά τη Θεία Λειτουργία ο πατήρ Μαρτίνος μυεί όσους ενδιαφέρονται να γίνουν μέλη της Ορθόδοξης Εκκλησίας στην ορθόδοξη πίστη.
Eine Einführung im orthodoxen Glauben für Taufkandidaten und Interessenten. Jeden Sonntag nach der Göttlichen Liturgie.
ΘΕΙΑ ΛΕΤΟΥΡΓΙΑ ΣΤΑ ΓΕΡΜΑΝΙΚΑ GÖTTLICHE LITURGIE IN DEUTSCHER SPRACHE
Κάθε τέταρτο Σάββατο του μήνα και ώρα 09.30 ο π. Μαρτίνος τελεί τη Θεία Λειτουργία στη Γερμανική γλώσσα. Ακολουθεί πρωϊνό και κατήχηση.
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Am 4. Samstag im Monat um 9.30 Uhr Göttliche Liturgie in deutscher Sprache mit Pf. Martin. Eine Bereicherung und eine besondere Art von Katechese und Internationalität der Kirche .Anschließend gemeinsames Frühstück und Katechese.
Termine: 28.03., 25.04., 23.05., 27.06., 25.07., 26.09., 24.10., 28.11., 26.12. (D+GR)
Themen der Katechese:
Im Mai: Der Osterfestkreis in der Mitte des Kirchenjahrs. Juni: Kirche der Apostel - Apostolische Kirche.
Im Juli: Dogmatische Orthodoxie? - Die Bedeutung der ökumenischen Synoden.
Solmsstr. 1, 60486 Ffm, Tel.:(069)77.74.12, 35 35 15 61. Fax: 35 35 61 15 Email:thourion@yahoo.de.
Bankverbindung: Frankfurter Sparkasse 1822. Kontonr.:132043. BLZ: 50050201
Sonntag, 19. April 2009
(KOF/LMJ) Der heutige Sonntag bildet den krönenden Höhepunkt der Großen Heiligen Woche – es ist Ostern und die orthodoxe Kirche feiert die heilige Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus!
Ein Mitarbeiter von „Katholisch-orthodoxe Freundschaft“ war vor Ort und berichtet von den Osterfeierlichkeiten aus der griechisch-orthodoxen Gemeinde „Prophet Elias“ in Frankfurt/Main.
Kurzer Überblick zur orthodoxen Karwoche:
Während in römisch-katholischer Tradition die österliche Bußzeit vom Ostertag an vierzig Tage zurückrechnet, bereitet die orthodoxe Fastenzeit den Gläubigen auf die komplette „Große Woche“ vor – sie endet daher am Freitag vor Palmsonntag. Den Brückentag bildet der „Lazarus-Samstag“ – man gedenkt der Auferweckung des Lazarus als Ausblick auf das große Osterfest und singt daher ausnahmsweise auch alle Passagen, die normalerweise dem Sonntag vorbehalten sind.
Der Palmsonntag widmet sich dem Einzug in Jerusalem und man verteilt ebenfalls Palmzweige, die am Ende der Laudes gesegnet werden. Im Laufe der Geschichte haben sich die orthodoxen Feierlichkeiten der Karwoche um einen halben Tag verschoben - am Sonntag abend singt man bereits die Laudes (Orthros) vom Großen Montag. Während am Montag, Dienstag und Mittwoch dann morgens noch einmal die Liturgie der vorgeheiligten Gaben zelebriert wird, ist der Mittwochabend von der großen Krankensalbung geprägt, zu der im Idealfall sieben Priester zusammenkommen und alle anwesenden Gläubigen mit dem zu dieser Zeremonie geweihten Krankenöl salben.
Am Morgen des Großen Donnerstages findet die Basiliosliturgie im Gedenken an das letzte Abendmahl statt, in größeren Kirchen wird hier auch nach der Kommunionspendung die Fußwaschung vollzogen. Am Abend feiert man schon den Morgengottesdienst vom Freitag – hier haben wir uns in die Feierlichkeiten der Griechischen Gemeinde von Frankfurt eingeklinkt:
Ostern 2009 in der griechisch-orthodoxen Kirche in Frankfurt/Main:
Es ist etwas turbulent in Frankfurt – die griechische Kirche steckt mitten im Umbau und Ostern steht an. Eigentlich ist das Gotteshaus derzeit nur ein trister, hässlicher Rohbau – Pressspan, Beton und rohe Wände prägen hier das Bild. Doch die Griechen sind zwar gern chaotisch, aber dabei gleichzeitig wieder unglaublich kreativ: Sie verwandeln Woche für Woche die Baustelle in ein Gotteshaus, hängen Ikonen auf, räumen Stühle ein, rollen Teppiche aus und stellen den Altartisch in den neu gebauten Chorraum. Am Hohen Donnerstag erwarten sie mit großer Freude ihren „alten“ Pfarrer, der vor einigen Jahren zum Bischof geweiht wurde und nun als Vikarbischof den Metropoliten von Deutschland unterstützt.
(Bild: Bischof Bartholomaios in Frankfurt im Februar 2009)
Schnell wird noch improvisiert, um einen würdigen Bischofsthron zu präsentieren, dann beginnt auch schon der Gottesdienst. Zwölf Evangelien werden vorgetragen. Schon zu Beginn hört man die Abschiedsreden aus dem Johannesevangelium. Bereits in dieser zwanzigminütigen Passage verdichtet sich die Lage immer mehr – der Herr nimmt sich ein letztes Mal Zeit, seine Jünger eindringlich für die Zukunft zu unterweisen, denn sein Kreuzestod rückt in unaufhaltbare Nähe – die Tageszeit bringt es sogar mit sich, dass es mit jeder Minute immer dunkler wird. Nach der fünften Perikope gehen plötzlich schlagartig alle Lichter aus – der Bischof nimmt das große Altarkreuz, zieht durch die dunkle Kirche und singt in eindrücklicher Weise:
"Heute hängt am Holze, der die Erde über den Wassern aufgehängt hat; mit einem Dornenkranz wird der König der Engel umwunden. Zum Spott wird in Purpur gehüllt, der den Himmel in Wolken kleidet, Backenstreiche erhält, der im Jordan den Adam befreite. Mit Nägeln wird der Bräutigam der Kirche angeheftet, mit der Lanze der Sohn der Jungfrau durchbohrt. Wir beten deine Leiden an, Christus! Wir beten deine Leiden an, Christus! Wir beten deine Leiden an, Christus! Zeige uns auch deine herrliche Auferstehung."
Von diesem Moment an treten alle Gläubigen nach vorne, küssen dem Bischof die Hand und verehren das nun in der Mitte aufgestellte Kreuz, während die Lesung der Evangelien fortgesetzt wird.
Die ganze Nacht ist nun die Kirche geöffnet und die Frauen beginnen in dieser Zeit, den Baldachin für das Grabtuch zu schmücken – damit tut sich eine Parallele zu den Myrrhe tragenden Frauen im Evangelium auf.
Am Freitag selbst setzt sich das Passionsgeschehen fort: Beim Evangelium der Grablegung wird der Corpus vom Kreuz abgenommen und in ein weißes Tuch gehüllt, zur neunten Stunde erklingt abermals in eindringlicher Weise der so von Paradoxien geprägte Hymnus. Am Abend folgt schließlich die große Beweinung am Grab.
(Bild: Beweinung am Grab mit Metropolit Augoustinos)
Erneut hat sich in Frankfurt hoher Besuch angekündigt: Diesmal ist es der Metropolit persönlich, der immer wieder das Grabtuch mit Weihrauch und duftendem Weihwasser verehrt. Daraufhin folgt die große Prozession durch die Straßen, bei der sogar der Himmel weint. Wieder und wieder werden die Trauerhymnen angestimmt, während der Pfarrer, Vater Athinagoras, auf etwas unkonventionelle, oder eher griechisch-chaotische Weise einige Leute zusammenholt, um sich für die Litanei auf einer „Räuberleiter“ auch ohne Mikrofon Gehör zu verschaffen...
Zurück an der Kirche laufen alle Gläubigen unter dem Grabtuch durch und der Freitag findet so seinen Abschluss.
Da – wie oben schon erwähnt – die gesamte Karwoche um einen halben Tag nach vorn verschoben ist, wird schon am Samstagmorgen die Vesper zelebriert mit anschließender Basiliosliturgie. Während die Zelebranten zu Beginn noch dunkle Gewänder tragen, wird es plötzlich ziemlich laut: Zum Hymnus nach der Epistellesung singt Vater Athinagoras mit kraftvoller Stimme „Stehe auf, o Gott, richte die Erde, denn du erbst aus allen Völkern“, kommt in helle Gewänder gekleidet aus der Sakristei und wirft zusammen mit seinem Konzelebranten grüne Blätter in den Kirchenraum.
Gekrönt wird dieses Ereignis nur noch durch die Frauen im hinteren Bereich, die auf Backbleche, Schüsseln und Töpfe schlagen und so geradezu den Heiland dazu herausfordern, aus dem Grab zu kommen. Als unvorbereiteter Besucher bekommt man so etwas wie einen „heiligen Schreck“ – denn es lässt niemanden kalt, was hier geschieht – und wieder tut sich im Hinterkopf ein Gedanke aus der Heiligen Schrift auf, wo es heißt: „Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt.“ (Mk 16,8)
Nach der Liturgie ist das Programm des Großen Samstages beendet. Auch wir kommen zur Ruhe und bereiten uns auf den eigentlichen, großen Höhepunkt des Festes vor – die Osternacht.
Um 23.00 Uhr sind wir wieder in der Kirche: Noch einmal werden die Trauergesänge des Karfreitages angestimmt – noch einmal wird die Kirche komplett verdunkelt. Gegen Mitternacht regt sich etwas am Altar – die Osterflamme wird entzündet und damit an dem Ort gesegnet, wo seit Freitag der Corpus zur Ruhe kam. Nun wird das neue Licht besungen und mit einem Mal wendet sich der Pfarrer um, hält zwei große Fackeln in der Hand und ruft "Kommt, nehmt Licht vom ewigen Licht und verherrlicht Christus, den von den Toten auferstandenen." Schlagartig stürmen die Gläubigen auf ihn zu und versuchen als erste, ihre Osterkerze daran zu entzünden.
Unter freudigem Gesang zieht nun die ganze Gemeinde vor die Kirche: Dort wurde eigens die Straße gesperrt, denn auch in diesem Jahr sind etwa 3000 Griechen zum Osterfest versammelt. Feierlich wird auf einer Tribüne das Osterevangelium gesungen und endlich erklingt der lang ersehnte Ruf: CHRISTUS IST AUFERSTANDEN VON DEN TOTEN, IM TOD HAT ER DEN TOD ZERTRETEN UND DENEN IN DEN GRÄBERN LEBEN GESCHENKT. Während die große Menge viele Male das feierliche Ostertroparion anstimmt, ruft Vater Athinagoras wieder und wieder „Χριστὸς ἀνέστη“ (Christós anésti/Christus ist auferstanden)
- alle antworten: „Αληθώς ανέστη“ (Alithós anésti/er ist wahrhaft auferstanden) und stimmen erneut in die Ostergesänge ein. So begeben sich die Zelebranten zurück in die Kirche und setzen dort den Morgengottesdienst fort. Zu jeder Ode läuft der Konzelebrant, Vater Martinos, mit dem Rauchfass durch die Kirche und ruft den Gläubigen aufs Neue die Osterbotschaft zu.
So endet die Osternacht mit der feierlichen Chrysostomosliturgie, erneutem Ostereier aufschlagen und zahlreichen Osterwünschen kurz vor 3 Uhr.
Das Fest ist noch nicht vorbei: Um 12 Uhr kommen noch einmal alle Gläubigen zusammen zur „Vesper der Liebe“. Mit einer großzügigen Verspätung von 30 Minuten erscheint auch „schon“ der Pfarrer und die Vesper beginnt.
Erneut haben alle ihre Kerzen entzündet, erneut singt man zahlreiche Male das „Χριστὸς ἀνέστη“, und erneut hört man ein Osterevangelium. Der Auferstehungsbericht des Evangelisten Johannes wird in vielen Sprachen vorgetragen: Griechisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch, Russisch und Latein: Die ganze Welt soll es wissen – Christus ist wahrhaft auferstanden!! Noch einmal ziehen die Zelebranten durch die Kirche und werfen mit den Rosenblättern, die zuvor den Baldachin des Grabtuches geziert haben.
Mit großer Freude setzt sich die Osterfeier im Kirchengelände fort: Man hat ein großes Pfarrfest nach typisch griechischer Manier organisiert und nun sitzen hunderte Leute im Festzelt, tanzen, singen, essen und feiern. Auch hier machen sich die liebenswerten, chaotischen Verhältnisse der Griechen bemerkbar: Keiner hat langfristig ernsthaft geplant, auf welche Weise Fleisch, Kuchen und Kaffee beschafft werden, doch beim Fest selbst kann man sich kaum vor Essen retten, das Wunder der „Essensvermehrung“ funktioniert beim Griechen quasi fortwährend.
Genausowenig ist den Leuten klar, wohin das gebrauchte Geschirr gebracht wird, doch auf ebenso wunderliche Weise kommt es doch zurück an seinen Platz. Etwas muss man den Griechen lassen: Sie organisieren alles zwar sehr planlos, aber sie beherrschen die Situation – und zwar mit vollster Überzeugung! Es fasziniert einen Deutschen geradezu, wie gut die Dinge funktionieren, ohne sie akribisch genau durchdacht zu haben. So endet der Ostersonntag mit diesem großen Fest – Christus ist auferstanden und die orthodoxe Kirche feiert ausgelassen das höchsten Tag des Jahres, welcher nach der großen Fastenzeit umso intensiver begangen wird.
Der Erlös des Festes kommt einer guten und wichtigen Sache zugute: Der dringend nötig gewordene Umbau der Kirche muss vollendet und finanziert werden. Die griechisch-orthodoxe Gemeinde „Prophet Elias“ am Westbahnhof von Frankfurt ist ein Geheimtipp – hier einmal vorbeizuschauen, die Göttliche Liturgie zu erleben und die Menschen zu treffen ist ein ganz einmaliges Erlebnis, welches ich jedem Interessierten empfehlen kann! Insbesondere ist an dieser Stelle die Göttliche Liturgie in deutscher Sprache zu nennen, die immer am 4. Samstag* des Monats um 09.30 Uhr zelebriert wird.
Ludwig Martin Jetschke
Kontakt: ludwig[at]katholisch-orthodoxe-freundschaft.de
PREDIGT ZUR ERÖFFNUNG DER INTERKULTURELLEN WOCHE
PREDIGT ZUR ERÖFFNUNG DER INTERKULTURELLEN WOCHE FFM
LIEBFRAUENKIRCHE 28.09.2008 18.30 Uhr
Der süße Klang der Stimme des Muezzins, vom Minarett der Dorfmoschee, weckt mich sanft aus meinem Schlaf.
Nach einigen Minuten läutet auch die Glocke der Dorfkirche.
Draußen im Hof herrscht schon reges Bewegen.
Morgen ist Ostern, und die Schafe werden zur Schlachtung vorbereitet.
Sie werden im Namen Gottes geschlachtet. Sie symbolisieren das Opfer, das Jesus Christus für uns erbracht hat, unseren Exodus vom Hades und unseren Eingang in das Reich Gottes.
Für das große Fest hat sich die ganze Familie aus allen Ecken der Erde im Heimatdorf meines Vaters versammelt. Wir aus Deutschland, Verwandtschaft aus Australien, aus Amerika, meine Cousinen und Cousins aus Athen, Thessaloniki und Konstantinopel. Insgesamt 48 Personen in einem Haus.
Morgen ist auch Kurban Bayram, das muslimische Opferfest.
Mein Opa hat schon ein Schaf für unseren Nachbar Ugur vorbereitet. Er ist über 80 und kann sich kaum bewegen. Seine Kinder und Enkel sind auch in Deutschland und kommen nicht zum Fest. Für Ugur wird ein Lamm für sein muslimisches Fest geschlachtet, im Namen Allahs.
Mein Onkel wird Ugur später zur Moschee zum Mittagsgebet tragen. Das macht er jeden Tag, denn er hat es Ugurs Kindern versprochen. Das Dorf meines Vaters an der nordöstlichsten Ecke Griechenlands ist ein gemischtes Dorf. Seit Jahrhunderten leben Christen und Muslime in dieser Region friedlich zusammen. Wie oft war unser Dorf inmitten kriegerischer Auseinandersetzungen. Kriege, die nur Leid und Schmerz hinterließen. Im Dorf kann man Muslime von Christen kaum unterscheiden, denn alle Frauen tragen ein Kopftuch, alle sprechen türkisch und alle atmen dieselbe Luft der gegenseitigen Liebe.
Und dennoch, die einzige Angst die tief in den Herzen aller Dorfbewohner nistet, ist, dass Christen und Muslime nicht untereinander heiraten.
Ich fühl mich fremd im Dorf meines Vaters. Ich spreche nur schwäbisch und gebrochenes griechisch. Ein paar türkische Wörter kommen mir aus dem Mund, die mir meine Freunde Attila und Arzu in Deutschland beigebracht haben.
Gestern in der Kirche hat der Pfarrer noch eine andere, allen fremde Sprache gesprochen, altgriechisch. Ich bin verwirrt.
Ich denke zurück an Deutschland, an mein Dorf im tiefsten Schwabenländle. Seit einigen Jahren leben im Dorf Menschen aus allen Ecken der Welt. Verschiedene Kulturen, Religionen und Sprachen bemühen sich, gemeinsamen den Weg durchs Leben zu finden. Nur eins gibt es im Dorf nicht: Deutsche Katholiken. Wie oft hab ich meine schwäbische Tagesmutter, die mich so liebevoll aufzieht, weinend gesehen, weil ihr Sohn eine amerikanische Katholikin badischer Herkunft heiraten will. Ich vermisse meine Freunde Ralf und Matthias, Juro und Lucio, Carla und Ramona. Ich vermisse den evangelischen Dorfpfarrer und die Kindergottesdienste in der evangelischen Dorfkirche. Ich vermisse die Spätzle und die Fleischküchle.
Ich freu mich auf die Rückkehr. Ich fühl mich schon besser.
Dies ist eine der vielen Geschichten, die Ihnen ein Migrantenkind erzählen kann. Zwei Paradigmata, respektvollen und friedlichen Zusammenlebens.
Das erste Beispiel entspringt einer langverwurzelten Erfahrung des Miteinanderlebens, über Jahrhunderte zusammengewachsen im Osmanischen Reich.
Das zweite Beispiel entspringt einer industriell bedingt zusammengewürfelten Zweckgemeinschaft, die noch auf die eigenen Wunden des letzten Krieges zurückblickt. Einem aus objektiver Sicht harmonischen Miteinander, von den Migrantenkindern jedoch sehr unterschiedlich wahrgenommen.
Wie oft wurden uns die unterschiedlichsten Bezeichnungen angehängt. Gastarbeiter, Ausländer, Deutsche anderer Herkunft, Migranten, Flüchtlinge. Wie oft wurden wir aus allen Seiten mit sinnlosen Vorurteilen bombardiert. „Deutsche sind Alkoholiker“, „Türken und Griechen stinken nach Knoblauch“, „Jugos sind Räuber“, „Italiener sind Mafiosi“. Wobei wir Kinder keinen Unterschied am Spielplatz oder in der Schule gemerkt haben. Doch haben wir uns so oft für unsere Identität geschämt, wir hatten Schuldgefühle, für das was wir waren. Wir lebten wie Schizophrene zwischen zwei Welten. Unsere Eltern, einfache Menschen, die nur die Arbeit im Kopf hatten, konnten uns nicht helfen. Sie haben uns in die Welt geschickt mit einem Hausschlüssel um den Hals. Der Staat, überfordert ob der multikulturellen Realität, war auf die Herausforderung nicht vorbereitet, vielleicht wollte er das auch nicht sein.
Ja wir waren, wir sind und wir werden noch lange anders bleiben.
Plötzlich sind alle aufgewacht. Das Spiel mit dem bösen und den guten Ausländer hat angefangen. Misstrauen ist gewachsen. Vorurteile haben eine andere Qualität bekommen. Hass wird gesät. Und immer mehr kommt die Religion ins Spiel. Der Staat hat erkannt, dass Parallelgesellschaften existierten. Das Kopftuch ist politisches Thema geworden und ich fühle mich oft nach dem 11. September aufgrund meines Aussehens diskriminiert. Alle sprechen von Integration, wobei jeder von uns eine andere Vorstellung von Integration hat, die er durchzusetzen versucht.
Liebe Brüder und Schwestern, wir alle sehnen uns nach Liebe, Zuneigung, Geborgenheit, Frieden. Leider ist es in der postmodernen, westlichen Gesellschaft sehr schwierig, diese Sehnsüchte zu befriedigen.
Der Mensch wird von seinen Wurzeln, seiner Heimat, seinem Haus, der Familie, den gesellschaftlichen Bindungen getrennt und an eine imaginäre, durch die Medien unaufhaltsame, rege Bewegung in der Zeit gebunden. Sogar die Ziele, die er setzt, sind sich bewegende Ziele. Man siehe allein das Tempo, mit dem Prioritäten im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben geändert werden.
Der Mensch wird gelenkt und er bedient sich immer mehr vorgefertigten Zielen. Er wird gesteuert.
Liebe Brüder und Schwestern, Begriffe wie Nation, Nationalismus, Rassismus, Angst, Fundamentalismus, zeugen vom gefallenen Adam. Aber: Gott ist Mensch geworden aus Liebe, um den gefallenen Adam aufzurichten, um sich in Seiner unaussprechlichen Liebe mit Ihm zu vereinen. Gott ist Mensch geworden um in Gemeinschaft mit seinem Geschöpf zu bleiben. Das ist das Ziel jedes Individuums: die Gemeinschaft zu Gott.
Auftrag der Kirche, die in der Vorbereitung dieser eschatologischen Gemeinschaft in der Geschichte der Menschheit ihren Sinn findet, ist die Vereinigung aller Völker durch die Beseitigung aller Ungerechtigkeit.
Babel und Pfingsten sind dabei unsere Beispiele für Verwirrung und Einheit.
Leben wir in unseren Kirchen im Geist Babels oder weht der Geist von Pfingsten? Jeder von uns Christen scheint zu glauben, dass er alleine oder nur seine eigene Kirche das Erlösungswerk bewirkt. Wir vergessen dabei das Wort des Apostel Paulus „ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, aber Gott hat es wachsen lassen“ (1.Kor. 3,6). In der ökumenischen Bewegung erleben wir eine Ghettoisierung. Jede Kirche hat ihre eigene Kultur, ihre Codes, ihre Traditionen und Dogmen, die absolut und unbiegsam erscheinen. Wir teilen in jedem theologischen Dialog ein Haar in drei Teile, haben aber wenig Lust uns wirklich kennenzulernen. Wir arbeiten ökumenisch im Glauben, dass unsere Kirche, unser Ghetto, die absolute Wahrheit vertritt und den rechten Weg geht. Wir haben wenig Verständnis für das anders sein.
Dabei ist jedoch gerade dieses anders sein das wichtigste Element für ein friedliches Zusammenleben. Dieses anders sein macht uns, jeden von uns zu etwas besonderem.
Die Ghettoisierung geht dabei weiter und trennt sogar Mitglieder derselben Kirche. Kämpfe in den eigenen Reihen zwischen guten und schlechten Christen, gerechten und ungerechten, starken und schwachen, liberalen und konservativen, Traditionalisten und Erneuerern, Erleuchteten und Blinden. Letztendlich ist das Bild, das wir Christen nach Außen geben, ein Bild der Verwirrung und das eigentliche Ziel, gemeinsam Zeugnis für Christus abzulegen ist oft verfehlt. Wir reden viel, über vieles, aber woher sind wir sicher, dass wir DAS WORT und nicht nur einfache Wörter verkünden? Das Kriterium ist, ob unser Wort durchdrungen vom Leben ist und mit Werken der Liebe befruchtet wird.
Die Kirche- und ich sage bewusst nicht die KirchEN- ist berufen zu handeln, sich mit der neuen Realität, in der sich unsere Gesellschaft befindet, auseinanderzusetzen, um ihr wieder das ewige Wort Gottes einzufleischen.
Dieses Werk kann nur mit Leid, Schmerz, Hingabe, wirkliches Interesse und opferbereite Liebe für den modernen Menschen bewirkt werden. Alles was kein Resultat tiefer Agonia, Schmerzes, Opfers und gekreuzigter wahrer Liebe ist, ist den heutigen Gegebenheiten nicht gewachsen.
Als Christen leben wir in der Begegnung mit dem Auferstandenen.
Kein Mensch kann aber dem Auferstandenen begegnen, wenn er nicht zuerst dem Menschen selbst begegnet. Nächstenliebe ist erforderlich in der Begegnung mit Gott. „Niemand hat Gott je gesehen, aber wenn wir einander lieben, lebt Gott in uns. Dann hat seine Liebe bei uns ihr Ziel erreicht.
Gott ist Liebe. Wer in der Liebe lebt, der lebt in Gott, und Gott lebt in ihm. Die Liebe kennt keine Angst. Wenn einer behauptet: Ich liebe Gott, und dabei seinen Bruder hasst, dann lügt er. Christus gab uns dieses Gebot: Wer Gott liebt, der muss auch seinen Bruder lieben.“ (1.Joh. 4,12,16,18,20,21) „Ihr sollt einander lieben“ (Joh. 15,17). Jeder der Gott liebt, kann nicht ohne die grenzenlose Liebe zum Nächsten leben. Es ist eine Liebe über das eigene Ego. Jeder, der an der göttlichen Liebe teilhaben möchte, muss Liebe mit dem Nächsten teilen. Je mehr wir uns näher kommen, desto mehr kommen wir Gott näher. Der heilige Dorotheos nennt uns folgendes Beispiel.
„Stell Dir einen Kreis vor. Der Kreis stellt die Welt dar und das Zentrum des Kreises ist Gott.
Eine Zahl von Linien geht von der Peripherie zum Zentrum.
Die Linien sind die Lebenswege, die die Menschen gehen.
In ihrem Wunsch, Gott näher zu kommen, zielen sie auf das Zentrum.
Je mehr sie gehen, umso mehr nähern sie sich einander. Je näher sie Gott kommen, kommen sie näher zum Menschen. Dieses ist die Natur der Liebe: Je mehr wir uns vereinen, umso größer ist unsere Einigung zu Gott“.
Wir haben Jesus Christus soeben gehört: Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer in mir lebt, so wie ich in ihm, der bringt reiche Frucht.
Er ist das Sein und wir sollen uns beweisen, reiche Frucht bringen, um in ihm zu leben. Frucht der Liebe sollen wir bringen. In der orthodoxen Kirche beten wir in jedem Gottesdienst für die, welche Früchte bringen. Opfergaben der Nächstenliebe. Und wer ist mein Nächster? Wo soll ich ihn suchen? Such ihn im eigenen Haus zuerst. Unsere Nächsten sind nicht nur die Obdachlosen, die um unser Erbarmen bitten, sondern unsere Eltern, Gatten, Partner, Kinder, Nachbarn, die nach Liebe rufen. Liebe in Worten und Taten. Wir sind Teile einer pluralistischen Gesellschaft und oft vergessen wir den unschätzbaren Wert der nächsten Person.
Damit möchte ich sagen, dass die Person, das Individuum, nicht als selbst bestimmendes oder selbst denkendes Objekt definiert wird, sondern als eine Identität, die aus einer B e z i e h u n g zu e i n e r a n d e r e n P e r s o n , aus einer Beziehung zu seiner Umwelt entspringt.
Vorbild der Person ist dabei Gott selbst. Charakteristikum Gottes ist seine Ekstasis. Gott als Liebe, als Eros, geht aus sich selbst heraus, und in einem Akt der Liebe verwirklicht er eine Beziehung zur Person, zum Menschen, die letzterem erlaubt, in Freiheit zu sein, ihm erlaubt, anders zu sein.
Die Liebe Gottes basiert auf den einzigartigen Wert einer jeden Person, und den Respekt seiner Freiheit.
In der Gesellschaft wird meistens Freiheit als die Fähigkeit des Individuums definiert, selbst bestimmend eigene Grenzen zu setzen.
Im christlichen Glauben jedoch, erlebt die Person die Freiheit als Fähigkeit, aus sich selbst heraus zu kommen, in Communio mit dem Anderen zu treten und damit das eigene Ich, seine eigene Verschiedenheit, durch die Communio, durch die Beziehung zu einer anderen Person zu entdecken.
Durch eine Beziehung zum anderen, die das Anders- und Verschiedensein respektiert, wird man als Person bestätigt, wird man als als Person respektiert. Der Hl. Maximus der Confessor betont: Teilung, Trennung und Verschiedenheit sind unterschiedlich. Verschiedenheit ist heilig, Teilung nicht. In einer Gemeinschaft von Personen, kann nicht das „olon“, das Ganze, vor einer Person kommen, auch kann nicht die Person ohne das Ganze leben. Die Gemeinschaft bildet eine Einheit, die durch eine freie Beziehung der Personen, nicht nur die Verschiedenheit respektiert, sondern auch die absolute Einzigkeit einer jeden Person betont.
Liebe kann ohne Freiheit und Freiheit kann ohne Liebe nicht existieren. Die Liebe Gottes zum Menschen ist eine freie, eine autonome Liebe, ohne Zwang und Ausgrenzung. Wenn Gott uns alle in Freiheit liebt und uns aufgetragen hat einander zu lieben, wieso befolgen wir das nicht? Wenn Gott uns an seiner göttliche Liebe, trotz unserer Verschiedenheit, teilhaben lässt, wieso lassen wir unseren Mitmenschen, unseren Nächsten, unseren Mitbürger nicht Teil unserer Gemeinschaft werden?
Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns gemeinsam Zeugnisse der Liebe ablegen. Lasst uns im gegenseitigen Respekt und in Frieden den Auferstandenen begegnen. Lasst uns unsere Vision für eine friedliche Welt, die einheitlich und gleichzeitig verschieden sein kann, nicht von den Augen verlieren. Die Welt kann sich zum Guten verändern. In einem Lied mit dem Namen „Kemal“ sagt Dichter Chatzidakis voller Schmerz „Gute Nacht Kemal! Die Zeiten haben sich nicht geändert. Mit Feuer und Schwert immer geht die Welt“.
Ich denke, jeder von uns wird aufgerufen, entweder dort einen Punkt zu setzen, oder weiter zu gehen. „ Guten Morgen Kemal! Eine Welt die sich nicht verändern kann, ist eine Welt die nicht mal der Beweinung Wert ist!
Christos Anesti! Christus ist auferstanden!“